Berlin-Bornholm mit Zug und Fahrrad

Quelle: https://www.fahrradfamilie.de/berlin-bornholm-mit-zug-und-fahrrad/

Im letzten Sommer sind wir mit Zug und Fahrrad von Berlin nach Bornholm gefahren. Es war ein wunderschöner Urlaub, auch wenn die Reise einige Tücken hatte.

Ziel war ein Familiencampingplatz am Ostende von Bornholm, in Dueodde. Wir waren dort mit einigen befreundeten Familien verabredet und konnten jedem noch eine Tasche ins Auto schieben. Danke nochmal fürs Transportieren!

Wir waren mit den beiden Xtracycles unterwegs, dazu zwei Kinderfahrräder sowie einigen großen Taschen. Los ging es für uns in Berlin-Gesundbrunnen auf einem Regionalexpress. Glücklicherweise war es einer der Neuen, mit einem großen, durchgehenden Fahrradabteil im unteren Stockwerk.

Nach Umsteigen in Stralsund dann weiter bis Prora, in einem deutlich engeren Zug. Von Prora gibt es einen netten Uferweg bis fast zum Fährhafen (Karte), inklusive kurzem Zwischenhalt bei Bäckerei Peters.

Die letzten 500 Meter zwischen Bäckerei und Fährhafen sind dann aber eine Katastrophe: Ein schmaler Trampelpfad neben der Landstraße. Man hat die Wahl, mit Kinder und Gepäck auf der Landstraße zu fahren und den gesamten Verkehr zu blockieren oder mit mit Sack und Pack auf einer Matschspur in Handtuchbreite zu fahren. Wer auf Rügen für die Verkehrsplanung verantwortlich ist, darf sich bitte mal schämen.

Beim Warten auf die Fähre sind dann die Fahrradfahrer die letzten, die an Bord dürfen. Dann sind die guten Sitzplätze auf der Fähre schon weg. Wer kann, teilt sich also auf: einer geht zu Fuß an Bord und reserviert Fensterplätze, einer bringt die Fahrräder rein.

Nach 4 Stunden Überfahrt ist man dann in Rønne!

Mit kleinen Kindern sollte man dort erstmal übernachten, denn es sind noch 30km bis Dueodde. Tipp: Die Jugendherberge von Rønne ist sehr nett, günstig und nimmt auch nicht mehr ganz so Jugendliche – einen Jugendherbergsausweis braucht man nicht.

Am zweiten Tag geht es dann von Rønne nach Dueodde (Karte). Der Anfang war dabei sehr schön, eigene Wege durch den Wald, aber danach führt die gesamte Strecke neben der Landstraße her. Zwar ein separierter Radweg, aber es ist trotzdem ungemütlich. Durch die vorbeirasenden Autos kommt keine angenehme Stimmung auf und man ist auf Kilometer-abreißen getrimmt.

Fazit: diese Route ist nicht zu empfehlen!

Nach 10km hat J. dann auch aufgegeben und wir durften alle Kinder inklusive Räder selbst transportieren. Essen gab's unterwegs:

Die Zeit dort war dann ein Traum.Die Räder dabei zu haben war auch praktisch. Wir haben sie auch öfter an andere Familien ausgeliehen, die zum Einkaufen fahren wollten. Autos gab es aber auch, sogar am Strand:

Auf dem Rückweg haben wir dann einen anderen Weg ausprobiert, der deutlich besser war, und zwar über Aarkirkeby (Karte). Hatte auch Steigungen und kurze unschöne Stücke, aber ab Aarkirkeby geht der größte Teil über einen wunderschönen Radweg, ganz ohne Autos, zwischen Wäldern und Wiesen durch die Landschaft. Richtige Glücksgefühle.

Nach der Überfahrt mit der Fähre hatten wir dann die Wahl: wieder den Weg zurück nach Prora und etwas länger auf den Zug warten oder versuchen, nach Lietzow zu kommen und den früheren Zug zu erwischen. Nach Lietzow führt ein Waldweg (laut OpenCycleMap sogar offizieller Radweg), der – wie sich herausstellte – praktisch unmöglich zu befahren ist. Wir waren inzwischen von den dänischen Radwegen so verwöhnt, dass wir völlig vergessen hatten, wie die Zustände in Deutschland sind.

Nachdem wir uns durch Sandwege und Pfützen gequält hatten, kamen wir mückenzerstochen aus dem Wald und konnten in Lietzow gerade noch dem Zug hinterherwinken. In Lietzow gab es auch nichts zu essen und unsere Vorräte waren alle. Stimmung beim Warten auf den nächster Zug daher eher mau.

In Stralsund hatten wir 15 Minuten Aufenthalt, in denen wir uns aufteilten: einer holte Essen, einer überredete die Bahnhofsaufseherin, uns die Schranke zu öffnen, um ebenerdig Gleise wechseln zu können. Der Aufzug war nämlich zu klein fürs Xtracycle (das erste Mal!) und es über Treppen zu tragen ist kein Spaß, wenn es so massiv beladen ist.

Die restliche Heimfahrt waren wir satt, die Fahrt daher zum Glück nur noch langweilig...

Alles in allem: Bornholm ist eine Reise wert! Besser noch: zwei Reisen, damit man manche Teile der ersten Reise nicht nochmal probiert.